Wichtige Fakten über Female Genital Mutilation (FGM)
Hier sind alle Informationen zur weiblichen Genitalverstümmelung, kurz FGM. Von den Folgen der Prozedur, über ihre Verbreitung bis hin zu was wir dagegen tun können: Hier findest du alles auf einen Blick!
Female Genital Mutilation (kurz: FGM) ist eine weltweit verbreitete Praxis, bei der Teile der weiblichen Geschlechtsorgane oft ohne Betäubung entfernt oder verletzt werden. Dies geschieht ohne medizinischen Grund/Nutzen und hat für betroffene Mädchen und Frauen gravierende Folgen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet vier Formen weiblicher Genitalverstümmelung:
TYP I Klitoridektomie: Teilweise oder vollständige Entfernung der Klitoris.
TYP II Exzision: Entfernung der Klitoris mit teilweiser oder totaler Entfernung der inneren und äußeren Schamlippen.
TYP III Infibulation: Entfernung der ganzen oder eines Teils der äußeren Genitalien und Verengung oder Verschließung der vaginalen Öffnung.
TYP IV Andere Formen: Andere Formen von medizinisch nicht erforderlicher Verletzung der äußeren und/oder inneren weiblichen Geschlechtsorgane wie zum Beispiel Piercing, Einschnitt oder Einriss der Klitoris./ Alle anderen schädlichen Praktiken am weiblichen Genital, wie z. B. stechen, brennen, ätzen
Oft führt FGM zum Tod, etwa durch unstillbare Blutungen oder Infektionen wie HIV. Überlebende sind lebenslangen Folgeschäden ausgesetzt, darunter schmerzhafte Fisteln, Zysten, chronische Schmerzen, Inkontinenz, Unfruchtbarkeit und erhöhtes Risiko bei Geburten. Insbesondere bei der Infibulation können Mutter und Kind während der Geburt sterben. Die Verstümmelung, meist ohne Betäubung, wird mit unsachgemäßen Werkzeugen wie stumpfen Messern oder Glasscherben durchgeführt, was massive Schmerzen verursacht.
Das Entfernen der Klitoris schränkt das Sexualempfinden drastisch ein. Viele Frauen leiden unter Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und verlieren die Fähigkeit, Orgasmen zu erleben.
Darüber hinaus leiden Betroffene meistens unter schweren psychischen Folgen wie Traumata, Depressionen und Angstzuständen, die sie ihr Leben lang nachhaltig beeinträchtigen.
Weltweit sind etwa 230 Millionen Frauen und Mädchen betroffen und jährlich kommen rund 4 Millionen Mädchen hinzu. Die Verstümmelung erfolgt oft wenige Tage nach der Geburt oder als Ritual bei 15- bis 19-Jährigen.
Die Ursachen von FGM sind vielfältig und komplex. Die Praxis ist teilweise tief in traditionellen Vorstellungen, Mythen und Werten verankert. So lässt sich beispielsweise auch erklären, warum Mütter, die selbst von FGM betroffen sind, die Praxis an ihren Töchtern fortführen lassen.
Länderübergreifend gibt es große Unterschiede in den Ursachen von FGM. Grundsätzlich lässt sich jedoch ein gemeinsames Motiv der Praxis erkennen: Die Kontrolle über die weibliche Sexualität.
FGM wird in vielen Gesellschaften als Initiationsritus gesehen, als notwendiger und wichtiger Schritt auf dem Weg vom Mädchen zur Frau. Die Betroffenen werden erst nach der Verstümmelung als vollwertiges Mitglied ihrer Gemeinschaft akzeptiert. Die genauen Ursprünge dieser Traditionen sind unerforscht und oft unklar.
In Regionen mit geringer Alphabetisierungsrate und schlechtem Zugang zu Bildung sind ältere Generationen oft die wichtigsten Wissensvermittelnden und Bezugspersonen. Dadurch kommt es zu einer generell höheren Akzeptanz von tradierten Bräuchen wie FGM.
Auch erhöht FGM in solchen Gesellschaften die Heiratschancen. Da eine wirtschaftliche Absicherung für Frauen in diesen Kontexten oft nur durch eine Ehe möglich ist, erscheint die Verstümmelung vielen Familien als Notwendigkeit.
Auch religiöse Gründe dienen oftmals als Rechtfertigungen für FGM, obwohl in den Religionstexten der Weltreligionen die Praxis nicht vorgeschrieben, sondern größtenteils sogar verboten wird.
Teilweise wird FGM mit angeblichen gesundheitlichen Vorteilen für Mädchen und Frauen in Verbindung gebracht – eine Annahme, die nachweislich falsch ist. Dennoch hält sich in manchen Gemeinschaften der Glaube, dass die Verstümmelung Fruchtbarkeit oder Hygiene fördern könne. Auch Schönheitsideale, diskriminierende Vorstellungen von Keuschheit und der Kontrolle sexueller Lust spielen bei der Aufrechterhaltung der Praxis eine Rolle.
FGM wird in mehr als 30 Ländern praktiziert. Am weitesten verbreitet ist die Verstümmelung in Afrika. Dort sind etwa 144 Millionen afrikanische Frauen bereits betroffen und es kommen jedes Jahr neue dazu. Dazu kommen 80 Millionen Frauen aus Asien, 6 Millionen Frauen aus dem Nahen Osten und 1 bis 2 Millionen aus anderen Ländern. Auch in Europa gibt es Fälle, meistens in migrierten Communitys. Aufgrund von fehlender Bildung und schädlichen Traditionen senden viele Eltern ihre Töchter in ihr Herkunftsland, wo diese dann verstümmelt werden. Laut Schätzungen sind in Deutschland 67.000 bis 110.000 Frauen betroffen und 3.000 bis 17.000 Mädchen gefährdet.
Der Anteil von betroffenen Frauen unterscheidet sich stark von Land zu Land. So sind in Somalia, Djibouti und Guinea mehr als 90 % aller Frauen verstümmelt, während die Zahl in anderen Regionen teilweise deutlich niedriger ist.
FGM ist ein schwerwiegender Übergriff auf die Selbstbestimmtheit von Millionen Frauen und Mädchen und gefährdet ihr Leben. Das haben auch die UN, die EU und die Bundesrepublik erkannt und stufen FGM als schwere Menschenrechtsverletzung ein. Darum setzt sich TERRA TECH dafür ein, FGM weltweit zu beenden.
Die meisten Programme gegen Genitalverstümmelung setzen dabei auf Aufklärung und Bildung in den betroffenen Regionen. Durch Workshops, Gespräche und öffentliche Kampagnen wird auf die Gefahren von FGM hingewiesen. Auch die für die Praxis ursächlichen Traditionen werden im Zuge dieser Programme hinterfragt. Ziel ist es, in den Projektländern eine nachhaltige Veränderung des sozialen Bewusstseins für das Thema zu schaffen.
Tatsächlich ist global ein Rückgang von FGM zu erkennen. So wurden in vielen Ländern wie Äthiopien, den Malediven und Kenia erhebliche Fortschritte bei der Unterbindung von FGM erreicht. Das von der UN ausgerufene Ziel, bis 2030 FGM vollständig zu beenden, droht allerdings weit verfehlt zu werden. Dazu ist die rückläufige Entwicklung in fast allen Ländern nicht stark genug. Vor allem in Somalia, Mali und Gambia stagniert die Anzahl der betroffenen Frauen weiterhin auf sehr hohem Niveau.
Darum engagieren wir uns weiterhin im globalen Kampf für das Ende von FGM. Dieses Jahr wollen wir im Zuge des Projekts SAFEGIRL 5.000 Mädchen vor diesem Schicksal zu bewahren und nachhaltige Veränderungen in ihren Communitys anzustoßen. Mehr Infos zum Projekt SAFEGIRL mit unserer Partnerorganisation SEND – Sierra Leone findest du hier: