„Mama“ Milka Anyango Atieno ist in Kobura, einem Nachbarort von Ahero, geboren. Sie war verheiratet und bekam zwei Kinder, jedoch verlor sie ihre Familie. Derzeit wohnt sie in einem kleinen Haus gleich neben der Community Based Organisation (CBO), einer örtlichen Selbsthilfegruppe. Sie ist Köchin für den Kindergarten und zuständig für die Waisenspeisung. Außerdem verwaltet sie die Nahrungsmittelbestände. Bei Gruppenversammlungen wird ihr Rat hochgeschätzt, zudem gilt sie in der öffentlichen Wahrnehmung als „weise Frau“.
2013 hat sie die CBO mitbegründet und die Gemeinschaft vertraut ihr und ihrer Meinung. Ihr Wissen über den Anbau von Früchten und Gemüse ist sehr wichtig. Obwohl es anfangs Schwierigkeiten gab, schlug sie vor, Bananen und Sucuma anzubauen und konnte damit die ersten Erträge erwirtschaften. Die CBO wäre ohne Mama Milka nicht das, was sie heute ist. Mama Milka bekommt kein Geld für ihre Arbeit, aber alles was sie zum Leben braucht. Sie liebt es unter Menschen zu sein, gerne nennt sie alle Arbeiter, Kinder und auch die Volontäre „ihre Kinder“. Das Gefühl abgehängt zu sein, wie es viele alte Menschen haben, kennt sie nicht, immerhin brauche die CBO sie. Neben jungen Menschen motiviert sie auch alte Frauen sich der CBO anzuschließen und mit ihr zu arbeiten. Zum Beispiel bewegte sie ältere Frauen dazu, sie beim Kochen zu unterstützen und an den Versammlungen teilzunehmen. Diese Entwicklung macht sie stolz.
Für die Zukunft wünscht Mama Milka sich Unterstützung. Sie hat keine Enkelkinder oder Kinder, daher ist sie auf die Hilfe der CBO angewiesen. Ein Haus, welches ihrem Alter gerecht wird, ist ein Traum von ihr. Allerdings hat sie in ihrem jetzigen Haus einen direkten Wasseranschluss und ein paar, von Volontären aufgestellte, Bananenbäume, wofür sie sehr dankbar ist.
„Gute Dinge brauchen Zeit. Also arbeitet mit, habt Geduld und ihr werdet belohnt,“ ist ihre Botschaft. Damit beschreibt sie die Arbeit der CBO und ruft gleichzeitig zur Fortsetzung der Aktivitäten und Projekte der CBO auf.
„Sie ist zwar alt, aber unglaublich stark – mental. Sie hat einen klaren Kopf und überredete mich hier zu bleiben“, sagt William Opudo über sie. Seitdem ist er Ingenieur und Mechaniker für die CBO. Nam, ein jugendlicher Freiwilliger, sagt über Mama Milka: „Als mein Vater starb wusste ich nicht, wie es weitergehen sollte. Sie hat mich gestärkt, mir gesagt, dass es nicht das Ende ist, dass ich die CBO mit meiner Arbeitskraft unterstützen soll und hier eine Familie habe, für die es sich lohnt, weiter zu machen.“
Mama Milka spricht Luo mit ein paar Brocken Kiswaheli. Als Isa, eine Mitarbeiterin von TERRA TECH, sie kennenlernte, wurde sie direkt ‚Mtoto yangu‘ (= ‚Mein Kind‘) genannt. Sobald Isa fortgeht, weint Mama Milka, aber wenn Isa dann wiederkommt, tanzt sie. Mama Milka hat eine Vorliebe für Essen, insbesondere alles, was sie nicht kennt, probiert sie gerne, z. B. Schokolade oder Lutscher aus Deutschland, der Schweiz oder Italien. Sie ist ein weltoffener Mensch und trotz ihres hohen Alters hat sie sich eine unabhängige, rebellische Art aufrechterhalten.