In Sierra Leone herrschen gravierende Geschlechterungleichheiten. Frauen werden in der Gesellschaft, in der Politik und im Arbeitswesen unterdrückt. Nur knapp 10 % der Frauen in Sierra Leone haben eine Sekundar- oder Hochschulausbildung absolviert.
Finanziell abhängig und fremdbestimmt
Der Bildung von Mädchen wird wenig Bedeutung beigemessen. Die Schulkosten müssen privat getragen werden. Daher entscheiden sich viele Eltern aus finanziellen Gründen gegen die Einschulung ihrer Töchter. Oftmals wird der Schulbesuch auch durch frühe Schwangerschaften, Kinderehen oder Missbrauch verhindert. Dies hat schwerwiegende Folgen für die Beteiligung von Frauen in der Wirtschaft und an politischen Entscheidungsprozessen. Aufgrund mangelnder Ausbildung werden sie aus diesen Bereichen ausgeschlossen. Die Folgen sind dramatisch. Die Frauen sind ein Leben lang in finanzieller Hinsicht von ihren Familien oder Ehemännern abhängig und werden bei Entscheidungen über ihre eigene Zukunft nicht einbezogen.
Eine eigene Stimme: In der Familie...
Gemeinsam mit unserem lokalem Partner SEND Sierra Leone gehen wir in den zwei Distrikten Kenema und Kailahun gegen diese Geschlechterungleichheiten vor. Seit Dezember 2019 arbeiten wir daran, die Beteiligung von Mädchen und Frauen im Bildungswesen und in politischen Gremien zu erhöhen. So durchbrechen wir den Kreislauf der geschlechterbezogenen Diskriminierung und Benachteiligung. Die Frauen erhalten eine Stimme. Ausgangspunkt der Projektaktivitäten ist das Konzept der „Gender Model Family“ (Beispielfamilie). Dabei werden bestehende Geschlechterrollen in den einzelnen Haushalten aufgebrochen. Durch Trainings für Männer und Frauen werden alternative Lebensentwürfe innerhalb der Familie aufgezeigt und die Gleichberechtigung von Söhnen und Töchtern gefördert. Die junge Generation Sierra Leones erfährt dadurch, was eine Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen ausmacht.
...und in der Öffentlichkeit
Zusammen mit unserem lokalem Partner erhöhen wir zudem die Beteiligung von Frauen in politischen Gremien und Ausschüssen. Eine bereits bestehende Gruppe aus Frauen in Regierungspositionen bildet andere Frauen für diese Arbeit aus, sodass eine höhere weibliche Beteiligung in den Gemeinden zustande kommt. Weibliche Repräsentantinnen haben einen großen Einfluss in der Öffentlichkeit. Sie tragen dazu bei, geschlechtsspezifische Ungleichheiten im Bildungssystem abzubauen, die Rolle der Frau in der Gesellschaft zu stärken und den Zugang zu Bildung, insbesondere für Mädchen, zu verbessern.
Spürbare Erfolge
Die „Gender Model Family“ in Sierra Leone ist ein großer Erfolg, denn weit mehr als die von uns und unserem Projektpartner angestrebte Zahl an den Beispielfamilien setzen das Konzept mittlerweile im alltäglichen Leben um, was die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie Töchter und Söhne innerhalb der Familie fördert. Darüber konnten wir den Anteil der Frauen im nationalen Parlament des Projektgebiets auf fast 30 % steigern.