In Mexiko fallen täglich rund 120.000 Tonnen an Hausmüll an. Wegen des schlecht ausgebauten Müllabfuhrsystems und mangelnder Kenntnisse der Bevölkerung über Recycling , führt der Müll vor allem in den Großstädten Mexikos zu gravierenden ökologischen Problemen. Außerdem werden bestehende soziale Ungleichheiten vertieft:
Über 200.000 Menschen in Mexiko arbeiten als informelle, also nicht durch das Sozialsystem geschützte, Recycler*innen. Auch vor den Toren der mexikanischen Großstadt Oaxaca verdienen vor allem indigene Personen ihren dürftigen Lebensunterhalt mit dem Sammeln von Müll und dem Verkauf der recycelten Materialien.
Die Arbeit auf den Mülldeponien – Gefährlich und entwürdigend
Die Recycler*innen müssen diese Tätigkeit ausführen, weil sie keine andere Möglichkeit haben, Geld zu verdienen. Meist sind die Arbeiter*innen auf den Mülldeponien indigener Herkunft. Aufgrund ihres Status in der Gesellschaft haben sie keinen Zugang zu Bildung oder besseren Jobs. Bei der Verrichtung ihrer Arbeit müssen sie täglich mit gesundheitlichen Gefahren wie Infektionen leben und leiden aufgrund des geringen Verdienstes an Unterernährung. Auch Kinderarbeit auf den Müllhalden ist keine Seltenheit. In der Bevölkerung mangelt es an Wissen über die Bedeutung eines funktionierenden Müllmanagement-Systems. Dies führt dazu, dass sich die Arbeiter*innen auf den Müllhalden neben den täglichen Gefahren ihrer Arbeit zudem mit Vorurteilen und Stigmatisierung in der Bevölkerung auseinandersetzen müssen. Recycler_innen gehören zu den gefährdetsten Bevölkerungsgruppen in Mexiko. Sie leiden wegen ihres sozialen Status und ihrer Arbeit auf den Mülldeponien unter Diskriminierung, Ausbeutung, Armut und Ausgrenzung. Obwohl die Arbeiter*innen durch ihre Arbeit auf den Mülldeponien zur öffentlichen Gesundheit und Hygiene beitragen, haben sie aufgrund der informellen Arbeit keinen Zugang zu Gesundheitseinrichtungen oder sozialen Dienstleistungen.
Bessere Arbeitsbedingungen und Lebensqualität
In drei Gemeinden der Großstadt Oaxaca fördern wir zusammen mit unserem lokalem Partner SiKanda die Arbeitsbedingungen der informellen Recycler*innen auf den Mülldeponien. Dadurch steigt gleichzeitig ihre Lebensqualität. In Schulungen lernen die Arbeiter*innen ihre organisatorischen Fähigkeiten zu verbessern. So können sie den Gemeinden ihre Dienstleistungen gegen angemessene Bezahlung anbieten. Zudem werden die Männer und Frauen aus den Gemeinden mit Schutzkleidung und dem richtigen Werkzeug für die Abfallentsorgung ausgestattet. Gesundheitliche Risiken sinken und das Selbstwertgefühl der Arbeiter*innen steigt. Neue Fahrzeuge für den Mülltransport sorgen dafür, dass der Müll direkt in den Gemeinden abgeholt werden kann.
Sensibilisierung in der Bevölkerung
Damit die Recycler*innen auch in der Gesellschaft akzeptiert werden, müssen Vorurteile abgebaut und soziale Ausgrenzung vermieden werden. Dafür werden Schüler*innen und Lehrer*innen der umliegenden Schulen über die Bedeutung der Arbeit der Recycler*innen aufgeklärt und über die richtige Abfallentsorgung unterrichtet. Richtiges Recycling von Seiten der Bevölkerung unterstützt die Arbeiter*innen in ihrer Tätigkeit. Darüber hinaus werden die zuständigen Behörden im Umwelt- und Gesundheitsbereich in der Region Oaxaca geschult, um die Mülldeponien zu erweitern und zu verbessern.
Überlaufende Erfolge
Mit Hilfe der neuen kaufmännischen und organisatorischen Fähigkeiten haben die Arbeiter*innen ein eigenständiges Abfallmanagementsystem aufgebaut. Neu angeschaffte Fahrzeuge halfen bei der Erschließung von neuen Wegen für den Abfalltransport. Nun muss der Abfall nicht mehr auf den Deponien sortiert werden. Somit werden Gesundheitsrisiken vermieden. Dieses effizientere Arbeitsumfeld bedeutet für die Arbeiter*innen 10 % mehr Einkommen pro Tag. Der Erfolg des Projekts hat sich auch in anderen Gemeinden herumgesprochen. Diese haben bereits den Wunsch geäußert, sich an dem Projekt zu beteiligen.